Dominik, warum diese Neuordnung innerhalb der Agentur?
Wir haben in den letzten Monaten die norisk Group als Agentur-Holding aufgebaut, um die logische Klammer für vier Spezialagenturen zu bilden.
Durch die Neuordnung, gleich mehrere, erfahrene Agenturen unter einem Dach zu vereinen, erreichen wir genau zwei Ziele.
Zum einen können wir Kunden aus allen Bereichen des E-Commerce (z.B. Versandhandel, Retail sowie B2B) mit zentralisierten Prozessen und einem konsolidierten Know-How Transfer betreuen. Zum zweiten bringt jede Tochteragentur eine besondere Spezialisierung sowohl in den Produktsegmenten der Shops als auch in der Art der umgesetzten Projekte am Markt mit, die wir in alle Projekte einfließen lassen können. Das hat klare Vorteile für unsere Kunden. Über die vereinheitlichten Abläufe und die größeren Teamstärke sind wir besser in der Lage, Projektlaufzeiten zu verkürzen.
Aber andere gehen genau den umgekehrten Weg, spalten sich in kleine schlagkräftige Einheiten auf, um beweglicher am Markt zu sein. Warum also eure Zentralisierungsbestrebungen?
Wir sind der Meinung, dass kleine, schlagkräftige Einheiten auch innerhalb einer größeren Struktur bestehen bleiben können.
Wie das?
Wichtig dafür sind Freiräume und eine gemeinsame unternehmenseigene Vision. Nur weil wir eine Holding als Agenturdach schaffen, heißt das ja nicht, dass wir starr und zentralistisch werden. Im Gegenteil: unsere Beweglichkeit bleibt auch innerhalb dieser Klammer erhalten. Denn wir müssen nach wie vor jedes Projekt individuell betrachten, und aus allen verfügbaren Kompetenzen das optimale Team zusammenstellen. So sichern wir bestmögliche Qualität und enorm schnelle Abläufe innerhalb der Agentur. Beweglichkeit am Markt bedeutet für uns nicht, uns engmaschiger zu spezialisieren, sondern breiter aufgestellt zu sein, um möglichst vielseitige Projekte mit unserer Vision zu realisieren.
Ihr habt euch damit einen Namen gemacht, den stationären Handel in die Online-Welt zu bringen. Wie ist das Selbstverständnis der künftigen norisk group Tradition und Moderne zu verbinden?
Tradition und Moderne sind nach wie vor entscheidende Größen in unserem Selbstverständnis. Wir leben diesen Ansatz in allen Projekten. Das heißt all unsere Konzepte gehen stark darauf ein, wer der Kunde ist, woher er kommt und wohin er sich entwickeln will. Gerade beim Sprung in den Onlinehandel ist die Gratwanderung zwischen Neuerfindung und Beibehaltung entscheidender historisch gewachsener Identifikationen entscheidend für den zukünftigen Erfolg. Der Erfolg unserer Kunden steht für uns im Mittelpunkt. Das heißt für uns: Weitblick und einen ganzheitlichen Ansatz, vor allem in Omnichannel-Projekten.
Mit eurer Referenz reisenthel.de habt ihr beim Shop Usability Award 2017 ein kleines Innovationsfeuerwerk abgeschossen. Einen so vielseitigen Shop haben wir selten gesehen. Was ist euer Anspruch bei der Shop-Entwicklung insgesamt?
Unser Anspruch liegt in der Innovation und 100-prozentigen Kundenorientierung der Shops.
Und was bedeutet das konkret?
Das bedeutet, dass jeder Onlineshop zunächst einmal die Bedürfnisse des Endkunden vollständig befriedigen muss. Unser Anspruch ist deshalb: ein durchgängiges und nachhaltiges Einkaufserlebnis zu schaffen. Einzigartige Alleinstellungsmerkmale in Sachen Usability, Branding und Wiedererkennbarkeit in einem Shop zu verankern, sind daher für uns absolute Must-Haves.
Geschwindigkeit bedeutet Effizienz und das bedeutet für den Kunden bares Geld. Wohin bewegt sich die norisk Group. Immer größere Projekte oder immer mehr Projekte?
Immer größere Projekte hängen sicherlich auch vom Markt ab. Projekte, die immer vielseitiger werden, ist das, was wir uns versprechen. Das sind einerseits technische Herausforderungen, die die Realisierung sehr spannend machen, andererseits Projekte, die mutige Shopbetreiber hinter sich stehen haben. Die haben meist einen hohen Innovationsdrang und den Wunsch, einen wirklich einzigartigen Shop auf die Beine zu stellen.
Ihr nennt die Top Referenzen in München eure Kunden. Ist das nicht Fluch und Segen zugleich? Werdet ihr damit als der Marienplatz-Player stigmatisiert?
Mit der norisk GmbH haben wir in München begonnen und natürlich einen stark ausgeprägten regionalen Fokus verfolgt. Das hat sich aber bereits in den letzten Jahren verändert und sich zu einem deutschlandweiten und nicht zuletzt internationalen Portfolio entwickelt. Aber nicht nur norisk ist in München gegründet worden: Die Verwurzelung unserer letzten Agentur-Beteiligung der biering online spielt natürlich ebenfalls in die Münchner Adressen mit ein. Auch shoptimax in Nürnberg hat einige lokale Kunden, mit denen eine langjährige Zusammenarbeit besteht. Wir sind sehr stolz auf diese Projekte, vor allem deshalb, weil jedes einzelne sich über Jahre entwickelt und verändert hat. Ein Fluch ist es höchstens, dass diese Projekte bei Kunden und am Markt so große Beachtung finden und damit kein Schritt unbemerkt bleibt…
Die Welt des Handels tickt häufig so: online gewinnt, offline verliert. Ist es auch Deiner Sicht wirklich so, dass der stationäre Handel langfristig zu einem reinen Showroom degeneriert?
Ich denke nicht, dass der stationäre Handel sich zu einem reinen Showroom entwickeln wird. Viele Multichannel-Händler lassen sich gerade spannende Konzepte einfallen, die ihr Produktsegment sowohl online als auch offline attraktiv präsentieren und bei allem Fokus auf den schnellen Kauf im Online Shop den Kunden im stationären Handel ebenso gekonnt abholen. Es gibt außerdem zahlreiche Produkte, die Endkunden gerne sehen und vor dem Kauf anfassen wollen, vor allem im Fashion und Lifestyle-Bereich, schließlich ist Kaufen ein Erlebnis mit allen Sinnen. Entscheidend für uns als Agentur ist in diesem Fall, genau zu erkennen, welche Produkte wie verkauft werden sollen. Dann können wir gemeinsam mit dem Kunden ein allumfassendes Konzept erarbeiten, das den stationären Kauf und den Einkauf im Onlineshop nicht nur gleichberechtigt behandelt, sondern beide zu einem echten Erlebnis zusammenwachsen lässt.
In diesem Zusammenhang: Wenn Du Dir die Kundenbedürfnisse von vor 5 Jahren und heute anschaust, was hat sich in punkto Customer Experience verändert?
Ganz vorne dabei sind technisch einwandfreie Shopstrukturen und Funktionalitäten. Die Kunden sind kritischer und anspruchsvoller geworden. Was vor fünf Jahren noch verziehen wurde, lässt potenzielle Kunden heute abspringen. Agenturen stellt das vor enormen Leistungsdruck. Sie müssen liefern. Die Shopbetreiber wollen optimalen Service. Für uns sind selbstverständlich alle Bereiche auf der Shop-Oberfläche besonders spannend. Welche Filter- und Suchoptionen wünschen sich Kunden? Welches Design kann heute überzeugen? Wir arbeiten in den meisten Projekten sehr stark mit MVP’s (Minimum Viable Product), mit ausbaufähigen Basisfunktionen bzw. testorientiert um einen kontinuierlichen Optimierungsprozess bei der Customer Experience zu erreichen. Offen gestanden, sind wir froh, dass sich so manche Haltung von Kunden heute verändert hat. Sie wollen beispielsweise nicht mehr, dass die Artikeldetailseite ebenso wie bei Amazon umgesetzt wird. Heute stehen Identität und Authentizität im Vordergrund. Diese beiden Eigenschaften entscheiden darüber, ob der Onlineshop erfolgreich ist oder nicht. Emotionen und eine persönliche Bindung zum Shop sind das A und O für den Kunden.
Beteiligungen, Expansion, Gründung einer Holding – was kommt als nächstes?
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir künftig nur über klare Marktvorteile für den Kunden, diesen auch weiterhin perfekt bedienen können. Daher setzen wir auf Wachstum, qualitativ wie quantitativ. Denn der Druck seitens der Shopbetreiber sowie der Wettbewerber steigt von Jahr zu Jahr. Um ein kurzfristiges Zielsetzung zu erwähnen: Wir implementieren gerade ein zentrales Innovation-Lab bestehend aus interdisziplinären Experten, die unter anderem auch als Task-Force und Innovations-Treiber in unseren Projekten zum Einsatz kommt.
Weitere Infos unter www.noriskshop.de.